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Schneewittchen und ein Rosenzimmer
BORKEN (bus). Leise klingt das Windspiel oben im Rosenbogen. Daneben baumelt ein kleines Hufeisen. Beim ersten Schritt in den Garten der Familie Pätzold an der Nonnenfettweide schwimmen die drei Bewohner des kleinen Teichbeetes an die Oberfläche; ihre Mäuler geöffnet.
Die Sitzecke mit selbst gebautem Tisch aus Robinienholz unter der Platane lädt zum Verweilen ein. Das schnörkelig gewachsene Holz bildet ein paar Meter weiter ebenfalls ein Geländer, in das bunte Murmeln eingelassen sind. Ein idyllisches Eckchen vor einer selbst gemauerten Wand aus alten Klinkersteinen und einem Spiegel auf Holz nennt Heike Pätzold das „Rosenzimmer“.Die Hausfrau, Mutter zweier Kinder (15 und 18) und Fitnesstrainerin, hat in 16 Jahren drei größere Umgestaltungen mit Unterstützung ihres Mannes Stefan sowie Bruder und Landschaftsgärtner Dirk Schulz vorgenommen. So ranken Brombeeren über einen verzinkten Bauzaun; ein großer Brombeerbogen ist entstanden.
Kleine Kohlrabi und Rollo-Rosso-Salat gedeihen im winzigen Gemüsegarten. Wo vor kurzem noch Sandkasten und Schaukel standen, ist ein Staudenbeet entstanden. „Einige Blumen habe ich nie gepflanzt. Sie waren auf einmal da“, gibt Heike Pätzold jedem Gewächs eine Chance. Zahlreiche Pflanztöpfe, Gartengeister-Köpfe und Keramiken hat die kreative Frau selbst getöpfert. Und zwei der zig Schöpfkellen am Lamellenzaun hat sie von der Jacobsweg-Pilgerreise mitgebracht.
Zum „Pflichttermin“ für Gartenfreunde haben sich die Borkener Gartentage entwickelt. Zwölf Gartenbesitzer hatten am Wochenende wie die Pätzolds ihre Pforten geöffnet und offerierten den Gästen bei prächtigem Gartenwetter beeindruckende Gestaltungsideen.
In den fünf Jahren, seitdem sich Familie Jung an den Gartentagen beteiligt, habe sich eine echte Fangemeinde gebildet, so Gartenfreundin Ursula Jung. Aber auch zahlreiche neue Gäste aus Nah und Fern machten am Wochenende eine Runde im Garten am Walkerweg. Aus Münster angereist, hatte sich das Ehepaar Funke (70 und 71 Jahre) an der Tourist-Info einen Plan der offenen Gärten besorgt und radelte diese freudig an. „Wir sind beim ehemaligen Bürgermeister angefangen und angenehm überrascht, wie vielfältig und schön die Gärten hier sind.“ Einen natürlichen Sonnenschirm in Form einer Kastanie nennt Familie Jung ihr Eigen. Kunstgegenstände, die einfach nur gefielen, wurden liebevoll in den Garten integriert. Die blaue, große Eisenspirale „Endless“ ist fast aus allen Winkeln des Gartens zu sehen. Ursula Jung hatte das Kunstwerk bereits vor dem Wasserschloss Pröbsting gefallen. Sie hat es erworben.
„Schneewittchen ist eine treue Seele“, zeigt die Gartenliebhaberin auf unzählige weiße Blüten des üppig gewachsenen Rosenstrauches. Noch nicht ganz so groß, aber dafür herrlich duftend ist Jungs Lieblingsrose „Jude The Obskure“, nah an der Terrasse platziert. „Die haben wir nach Duft gekauft.“
Wie sie die fast unzähligen, teilweise außergewöhnlichen Kräuter in der neu angelegten Spirale im Zaum hält, weiß die Hobbygärtnerin noch nicht. Überzeugt hat sie dagegen das „Kraut der Unsterblichkeit“. Der Verzehr von zwei Blättern täglich verspreche ein langes Leben.
Die Note „wunderschön“ vergab das Ehepaar Andreas und Sandra Kemper am Wochenende gleich mehrmals. Der Chemiefacharbeiter (45) und die Krankenschwester (42) haben in Weseke ein 850 Quadratmeter großes Areal mit Sandsteinsäulen, Brunnen, Wegen und Pflanzen. Noch habe sich das Paar nicht getraut, sich in die „offenen Gärten“ einzureihen. Beim nächsten Mal sei das aber nicht ausgeschlossen.
Artikel auf www.borkenerzeitung.de.